Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
Das Zitat stammt von Matthias Claudius (1740-1815) und beschreibt unseren Trip mit einem 30 Jahre alten Hymer-Wohnmobil diesen Sommer recht gut. Das eigentliche Ziel war gar nicht Frankreichs Westküste, sondern Spaniens Nordküste, genauer gesagt Galicien, aber davon ein anderes Mal.
Hattest Du schon mal eine Autopanne in Frankreich? Ich hoffe nicht!!!
Was Du dazu brauchst sind ein paar Französischkentnisse, echt starke Nerven, etwas öfter Google Translate und am Besten bist Du nicht zur Hauptreisezeit im Sommer unterwegs. Mein Schulfranzösisch musste ich dazu erstmal entstauben und aus irgendwelchen verschütteten Tunneln in meinem Hirn herausholen, Wort für Wort, Satz für Satz, wobei Worte wie Kupplung und Getriebe da auch nicht zu finden waren.
Um konkreter zu werden, der 30 Jahre alte Van, den ich von meiner Tante geerbt habe, hatte nach einer Fahrt durch Österreich, die Schweiz & Frankreich bis an die Dune du Pilat – die höchste Wanderdüne Europas an der Atlantikküste bei Arcachon, nahe Bordeaux – erstmal genug und wir sind im wahrsten Sinn des Wortes mit Ach und Krach gerade noch so an einen wunderschönen Strand gerollt. Dieser hieß Le Petit Nice und hat uns in den nächsten Woche samt dem kaputten Bus beherbergt.
Glück im Unglück nennt man das glaub ich, denn wir hätten auch auf der Autobahn stranden können und nicht am Strand.
Mit einigen Telefonaten in meinem radebrechenden Französisch haben wir letztendlich eine Werkstatt gefunden, die bereit war sich unser anzunehmen. Die meisten anderen Werkstätten erzählten etwas von «quinze jours» (15 Tage) oder «trois semaines» (3 Wochen) oder einfach «Non possible».
Der Bus wurde dank unserer Schutzbrief-Mitgliedschaft beim österreichischen Automobilclub vom Strand zur Werkstatt geschleppt und tatsächlich handelte es sich um einen Getriebeschaden, der uns für weitere 3 Wochen an Frankreich, genauer gesagt Aquitanien fesselte, obwohl das überhaupt nicht unser Plan gewesen war. Wir hatten ursprünglich eher drei französische Nächte angedacht!
Na gut, dann schauen wir uns mal die Gegend an: die DUNE DE PILAT, die höchste Wanderdüne Europas, ist ein riesengroßer Sandhaufen, den man mittels Leitern oder Stufen erklimmen kann.
Oben angekommen, gibt’s hauptächlich Sand und die Aussicht aufs Meer und den Strand weiter unten. Das schönste war für mich den Paraglidern zuzusehen, wie sie an der Düne entlang gleiten und mich im Sand hinunterkullern zu lassen. Achtung Mund und Augen dabei schließen 😉
Einer meiner Lieblingsplätze im Bassin d’Arcachon war Pyla-Sur-Mer, ein wirklich wunderschönes Badeörtchen nahe der Düne mit netten Cafés, Geschäften und das angrenzende Ville d’Hiver, die Winterstadt. Hier ist ein Haus oder eher eine Villa schöner als die Andere. Man kann gut erahnen wie der wohlhabendere Teil der Bevölkerung während der Jahrhundertwende – der Belle Epoque – den Winter dort verbracht hat.
Was ich auch sehr spannend fand: mit welchen Fahrzeugen die französischen Vanlifer unterwegs sind. Wir haben Lastwägen gesehen, ehemalige Pferdetransporter, alle möglichen Wohnmobile aus den letzten Jahrzehnten, umgebaute Feuerwehrautos und einen Jeep mit Holzchalet am Buckel. Ich vermute nicht alle Insassen dieser Fahrzeuge leben ganzjährig darin, aber ein paar wohl doch.
Eine weiteres Zuckerl in der Gegend um Arcachon ist die Qual der Wahl zwischen Meer und See: Der Lac de Cazaux und der Lac de Biscarrosse sind im Gegensatz zum unweit entfernten eher kühlen Atlantik sehr warm und wer außerdem hohe Wellen fürchtet, ist hier gut aufgehoben. Außerdem gibt es die Möglichkeit Kitesurfen zu gehen – unbedingt notwendig um meinen Mann bei Laune zu halten, insbesondere wenn man wegen eines Getriebeschadens wochenlang festhängt. Meine eigene Laune konnte ich mit einem mehrstündigen Ausritt zum See durch einen Pinienwald steigern 🙂
Sehr pittoresk finde ich in der ganzen Gegend die kleinen Ortschaften, wie zum Beispiel Parentis-en-Born. Am liebsten steuerten wir dort die Boulangerie et Patisserie an – auf deutsch Bäckerei und Konditorei – denn die französischen Backwaren finde ich himmlisch, wirklich. Ob salzig oder süß, es schmeckt oft einfach viel zarter als ich es von Zuhause gewohnt bin. Und das fängt schon bei einfachen Croissants oder einem Pain au Chocolat an. Besonders mag ich Tarte au citron meringuée (Zitronen Tarte mit Baiser), mmmmmh, trés bon!
Und nicht zu vergessen sind die vielen verschiedenen Strände an der Küste entlang. An manchen hängt hinten dran ein Strandort wie das quirlige Mimizan mit vielen Restaurants, Bars und kleinen Shops, andere sind wiederum um einiges abgelegener und nur durch einen Fußmarsch zu erreichen wie la Plage de la Salie-Nord.
Als dann nach Wochen der Getriebeschaden repariert war, sind wir tatsächlich weiter nach Nordspanien gefahren, aber davon erzähl ich dann ein anderes Mal!