Interview mit Vianina und Fotos von Andreas Jakwerth für den Artikel „Gute Frauen“ im Magazin Wiener
20 Seiten für 7 Frauen – der WIENER trifft im September auf Susie Wolff, Ela Angerer, Hilde Dalik, Marina Hörmanseder, Anna Fenninger, Dorli Muhr und Nina Simone Wilsmann
Fesch soll er sein, der Mann an sich, schlau und mit einer ordentlichen Portion Schmäh gesegnet. Eigenschaften, die in der Welt der Damen, so es um potenzielle Lebens-(abschnitts)partner geht, angeblich besonders hoch im Kurs stehen. Was unsereiner auch durchaus zu verstehen bereit ist, haftet doch keiner der drei Eigenschaften moralisch Verwerfliches an. Ohne lange darüber nachzudenken, würden wir jedes der angeführten Attribute nur allzu gerne an uns selbst entdecken. Die Wahrheit ist zu unserem größten Bedauern nicht immer ganz so schmeichelhaft: Diese erfreulichen Wesenszüge, dies sei hier ehrlicherweise eingestanden, stellen eine kaum zu erreichende Dreifaltigkeit dar. Weshalb wir uns umgehend der Damenwelt zuwenden (schließlich wollen wir uns die Laune nicht mit wenig erhellenden Grübeleien verderben), in der wir ohne große Geistesanstrengungen sofort mehr als drei Attribute entdecken – und nein, es sind nicht körperliche Vorzüge, auch wenn wir uns daran noch so erfreuen -, die uns Begeisterung entlocken. Weshalb wir beschlossen haben, uns in diesem WIENER „guten Frauen“ zu widmen. Das klingt in manchen Ohren möglicherweise leicht bis arg machoid und eventuell auch etwas herablassend, ist aber definitiv nicht so gemeint. Es ist schlicht eine Beschreibung von unvergleichlicher Klarheit. Sie begegnen in dieser Ausgabe also der Rennfahrerin Susie Wolff, der Schriftstellerin Ela Angerer, der Schauspielerin Hilde Dalik, der Designerin Marina Hörmanseder, der Schifahrerin Anna Fenninger, der Weinexpertin Dorli Muhr und der Grafikdesignerin Nina Simone Wilsmann.
Sie alle eint (bei großer Unterschiedlichkeit) eins: Sie sind in dem, was sie tun, bewundernswert gut – sie sind: große Töchter Österreichs.
Name: Nina Simone Wilsmann / Berufung: Kreatives Design / Das macht sie zur guten Frau: Leidenschaft und Ihre preisgekrönten besonderen Stadtpläne. Außerdem klindliche Neugier, gepaart mit unbeugsamen Willen.
„Meine Stadtpläne sind inspiriert von dem Blick eines Kindes, das die Größe einer Stadt noch nicht begreifen, und immer wieder etwas entdecken kann.“
Nina Simone Wilsmann lehnt entspannt im gemütlichen Sessel in ihrem lichtdurchfluteten, von Holz dominierten Atelier und verwirrt mit Gegensätzlichkeit. Aus den von tief geschwungen Wimpern gesäumten Augen funkelt der Schelm und die kindliche Unbedarftheit. Aber dann ist da gleichzeitig noch diese Willenskraft, diese Stärke, die einen förmlich ansprint, wenn man ihr in die Augen sieht. hier im dritten Bezirk hat die 36-jährige Designerin ihr Headquarter gefunden. Mit dem Atelier war es Liebe auf den ersten Blick, wie mit Wien, der aktuellen Wahlheimat der gebürtigen Deutschen. „Es gibt so Städte, da fühlst du dich gleich zu Hause.“
Das innere Kind entdecken
Obwohl sie schon in vielen Städten gelebt hat (aktuelle auch am Wochenende in Budapest), hat sie's mit der Orientierung nicht so sehr. „Mein Freund aber auch nicht, dafür fragt er nach dem Weg.“ Nach dem Weg fragen müssen vielleicht auch die, die sich mit ihrem Stadtplan durch die Straßen bewegen. Denn Ninas Pläne haben mit handelsüblichen Straßenkarten nichts zu tun. Diese werden jedoch auch nicht mit Design-Preisen ausgezeichnet. Musterhaft und bunt kommen Ninas Orientierungshilfen daher und versetzen den Betrachter in gute Stimmung. Es scheint als würden sie unsere inneres Kind wecken. „Das innere Kind lebt diese Neugierde, die ungetrübte Freude. Auch meine Stadtpläne leben durch dieses neugierige Entdecken.“ Die erste Stadt, die von der jungen Frau, die bereits von Mexiko aus gearbeitet hat, 2007 auf Papier festgehalten wurde, war Wien. Mittlerweile sind es viele Städte, und immer weitere folgen. Die Idee dazu reifte schon im Kindesalter: „Ich bin als Kind immer mit dem Finger über Landkarten gefahren. Dieses Begreifen hat mich fasziniert.“
Wiederentdeckter Stil
Der Stil ihrer Pläne hat Geschichte: Entwickelt hat sie ihn in der Schule, in dem sie, als ihr „langweilig war“, kleine Elemente aneinandersetzte. „Das war noch nichts Konkretes, doch vor ein paar Jahren wollte ich dann in diesem Stil einen Plan zeichnen.“ Heute ist aus diesen Kindheitskritzeleien nicht nur ein mehrfach preisgekröntes Designwerk (Gewinner „100 Beste Plakate“, Silber beim „Joseph Binder Award“) geworden, sondern auch der Beginn von Vianina: Ninas Onlineshop, über den es ihre Pläne zu kaufen gibt. Die Nachfrage wird größer, und dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, sondern hat viel mit ihrer Intuition („Frauen haben ein sehr gutes Gespür für Dinge, die nicht verbal passieren.“), ihrer Willenskraft, der Klarheit ihrer Ziele und ihrem Mut zu tun. Selbst die Berufsberaterin, die ihr nach dem Abitur abriet, konnte die Designerin nicht vom Weg abbringen. Jeder, der in ihren Stadtplänen einmal sein inneres Kind wiederentdeckt hat, wird darüber sehr froh sein.
Lisa Versely (Autorin), Andreas Jakwerth (Fotograf) haben Nina Simone Wilsmann in ihrem Atelier besucht und fanden nicht nur ihre Pläne, sondern sie richtig gut.